Hier spricht das Turmmänche
„Das Turmmänche“ zum Brauchtum der Turmmusik am Seligenstädter Fronleichnamfest.
Artikel aus dem Seligenstädter Heimatblatt,
Ausgabe 26, 24. Juni 2015
Grüß Gott, Ihr Lieben, dieser Tage fiel mir das Gedicht „Lied der Freundschaft“ von Simon Dach wieder ein. Es stammt aus der Barockzeit, als man sich mit Freunden traf, um Gedichte und Prosa zu lesen und um gemeinsam zu musizieren.
Das gibt es natürlich auch heute noch. Man muss nur zur Stadtkapelle gehen und ihre Förderung des musikalischen Nachwuchses bewundern.
Am Fronleichnamsfest spielten ihre jungen Musiker auf dem Sommerfest des Chores an der Basilika die schönsten Melodien zur Freude der Festbesucher. Engagiert und mit Begeisterung präsentierten sie ihre Musik und man konnte hören, dass sie sehr fleißig dafür geübt hatten. Auf das nächste Konzert kann man sich schon jetzt freuen!
Fronleichnam ist ein Fest mit vielen Bräuchen, die sich in ganz Deutschland unterschiedlich darstellen.
Auch in Seligenstadt gibt es seit Jahrzehnten den Brauch, dass am frühen Morgen des Fronleichnamstages die Musiker der Stadtkapelle vom Rathausturm mit ihren Blasinstrumenten alte Kirchenlieder spielen und auf den Tag einstimmen.
Doch wie man am Nachmittag des gleichen Tages hörte, sollen zehn Anrufe bei der Polizei eingegangen sein. Man habe die Musik am frühen Morgen als Ruhestörung empfunden.
Wer sind diese Menschen, die in historische Mauern ziehen, von alten Traditionen, aber nichts wissen (wollen)? „Ureinwohner“ können es nicht sein, denn die kennen sich aus mit Seligenstadts Festen. Auf jeden Fall waren es Menschen, denen die „Demonstration katholischer Glaubensfreude“ nicht gefällt und die meinen, sie müssten dazu Stellung nehmen. Wer Ruhe finden will, kann unmöglich bei uns im Herzen der Stadt wohnen, dafür ist das ganze Jahr zu viel los. Bei uns in der Altstadt genießen wir den „Sommer in der Stadt“ mit toller Musik (ein Lob dem Stadtmarketing!), Begegnungen mit Menschen, die man häufig oder auch mal zufällig trifft und freuen uns über viele interessante Gespräche in den netten Cafés und Restaurants.
Wir freuen uns auch über Bänke vor den Altstadthäusern, die zu einem Plausch einladen und wo Kommunikation stattfinden kann. Miteinander in der Altstadt leben, das sieht genau so aus! Es ist nicht leise, aber auch nie langweilig. Und die Turmbläser an Fronleichnam gehören dazu! „Die Red’ ist uns gegeben, damit wir nicht allein für uns nur sollen leben und fern von Leutensein.“ (Simon Dach)
Herzlichst, Euer Turmmännche